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Blutdruck und Puls

Der Blutdruck kann nur schwer ohne den Puls bzw. den Herzschlag interpretiert werden, daher wollen wir auch hier eine Brücke bauen.

Sie dürfen gespannt sein auf:

  • Wie und wo messe ich den Puls?
  • Was ist ein Ruhepuls?
    • Welche Werte sind ok, welche sind zu hoch und welche sind zu niedrig?
    • Bei wem ist der Ruhepuls niedrig?
    • und ist das gut?
  • Wie soll der Trainingspuls sein (Faustformel)
    • Was ist problematisch an der Faustformel?
  • Wieso verändert sich der Puls? (Einflussfaktoren)
  • u.v.m. …

Puls Definition

Der Puls bezeichnet die mechanische (und rhythmische) Ausdehnung und Kontraktion der Gefäßwände. Mit jedem Herzschlag wird Blut in die Arterie gepumpt, diese Blutwelle wird auch Pulswelle genannt und ist genau das was wir ertasten können.

 

Grundsätzlich gibt es auch einen Venenpuls, allerdings wird in der Regel lediglich der Arterienpuls gemessen.

Pulswelle im Blutgefäß
Pulswellen im Blutgefäß

Ruhepuls (Normalwert)

Ein gesunder Ruhepuls liegt bei etwa 60 – 80 Schlägen die Minute.

 

Bei Kleinkindern liegt der Ruhepuls teilweise weit über 100 Schläge. Hingegen wird der Puls im Alter wieder etwas ruhiger.

Hoher Puls

Der Ruhepuls ist etwas sehr individuelles, so lange dieser unter 90 liegt ist es in Ordnung. Erst ab einem Puls der regelmäßig über 100 liegt, spricht man von einer Tachykardie.

Tabelle Puls Normalwerte

  • normaler Erwachsener: 60 – 80 Schläge die Minute

  • Erwachsener mit sehr wenig Bewegung hat teilweise bis zu: 80 Schläge in der Minute

  • ein trainierter Athlet kann durchaus einen Ruhepuls haben von: 35 – 50 Schläge in der Minute

 

Diese Werte decken sich nicht ganz mit einer Untersuchung von Wissenschaftlern die knapp 50.000 Menschen (Säuglinge bis ältere Menschen) untersucht haben, da sahen die Ergebnisse wie folgt aus:

  • Säugling (<1 Jahr): 129

  • 1 Jahr: 118

  • 2-3 Jahre: 107

  • 4-5 Jahre: 96

  • 6-8 Jahre: 87

  • 9-11 Jahre: 83

  • 12-15 Jahre: 78

  • 16-19 Jahre: 75

  • 20-39 Jahre: 73

  • 40-59 Jahre: 72

  • 60-79 Jahre 72

  • 80 Jahre und älter: 72

 

Außerdem ergaben die Messungen, dass der Ruhepuls bei Frauen in der Regel etwas höher liegt als bei den Männern. Insbesondere bei Schwangeren schlägt das Herz schneller, da das Baby mit versorgt werden muss.

Wo kann der Puls ertastet/gemessen werden?

  • am Hals – seitlich des Kehlkopfes

  • Innenseite des Handgelenks – auf der Seite des Daumens

  • an der Schläfe

Puls Messung am Hals
Pulsmessung am Hals
Puls Messung am Handgelenk
Pulsmessung am Handgelenk

→ Weitere mögliche Stellen zur Pulsmessung mit Arteriennennung als PDF-Download hier:

Stellen für die Pulsmessung PDF

Daumen bei der Pulsmessung nutzen?

Bitte nutzen Sie zur Messung NICHT den Daumen, denn im Daumen selbst kann der Puls so stark sein, dass es zu Verzerrungen kommt.

Der Puls wird in der Regel direkt bei der Blutdruckmessung mit erfasst. Sehen Sie sich hierzu gerne unsere getesteten Blutdruckmessgeräte an.

Wie messe ich nun den Puls?

Wenn wir die Stelle fühlen, können wir natürlich eine Minute lang die Schläge zählen. Aber es geht auch einfacher. Zählen Sie 15 Sekunden die Schläge und multiplizieren Sie die Zahl mit 4.

 

Beispiel: 16 Schläge (in 15 Sekunden) x 4 = 64 Puls (Schläge in der Minute)

Weitere Eigenschaften bei der Pulskontrolle

Die Pulsschläge sind relativ einfach zu fühlen. Aber dem Puls kann man noch weitere Eigenschaften entnehmen. Zum Beispiel ob er stark oder schwach, weich oder fadenförmig ist. Das kann helfen Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand zu ziehen. Allerdings sind diese Eigenschaften deutlich schwieriger zu ertasten und erfordern einiges an Übung.

Wahrnehmung des Pulses

Bei der Wahrnehmung erkennen wir, dass wir Gewohnheitstiere sind.

Z.B. hat ein trainierter Sportler einen äußerst niedrigen Ruhepuls (unter 60), bei ihm fühlt sich vermutlich 90 schon an wie ein Turboherz. Untrainierte Personen empfinden mit unter einen Puls von 130 erst als unangenehm.

 

Das ist vergleichbar mit dem Fahren auf der Autobahn und dann das abbremsen auf 50 oder eben das fahren in einer Spielstraße und das beschleunigen auf 50. In beiden Fällen fahren wir 50, es fühlt sich aber komplett anders an.

Warum steigt der Puls an? (Ursachen für einen hoher Puls)

Pauschal gesagt, passt sich das Herz der Situation bzw. einer Belastung an. Wird dem Körper mehr Leistung abverlangt, benötigt er mehr Energie. Die Energie bekommt er über das Blut. Dieser Zusammenhang treibt dann das Herz dazu, das Blut schneller durch den Körper zu pumpen.

 

Allerdings können die Belastungen auch anderer Natur sein. Erkrankungen wie zum Beispiel Fieber können den Blutdruck ebenfalls erhöhen. Genauso kennen wir das von Stress oder Angst, die ebenfalls den Puls erhöhen.

Einflussfaktoren auf den Puls

  • Alter

  • Anstrengung

  • Trainingszustand

  • Geschlecht

  • seelische Erregung (Stress, Aufregung, Nervosität)

  • krankhafte Vorgänge (z.B. Fieber, Blutverlust, Herzerkrankungen, Infektionen allgemein)

  • niedriger Blutdruck

  • Rauchen

  • Kaffee, Tee und andere koffeinhaltige Getränke

Puls und Fitness

Achtung: Hohe Pulswerte, die sich schnell in Verbindung mit körperlicher Aktivität, wie z.B. Treppensteigen einstellen, können auf ein allgemeines Problem mit der körperlichen Verfassung hinweisen.

 

Werden Sie ein Freund ihres Körpers und tun Sie im etwas Gutes. Ein regelmäßiges Ausdauertraining ist zu Beginn die Hölle, aber nach einer Weile macht es Freude.

 

Aber achten Sie beim Training auf Ihren (Maximal-)Puls.

Maximalpuls Faustformeln

Hier gibt es unterschiedliche Ideen und Formeln um Richtwerte für den Puls zu bestimmen.

 

Eine dieser Formeln ist: 220 Schläge – Lebensalter

→ Nach dieser Formel sollte ein gesunder 30 jähriger, beim Sport, einen maximalen Puls von 190 nicht überschreiten. Bei einem 70 jährigen darf auch gern schon bei einem Puls von 150 Schluss sein.

Das Problem an dieser Formel ist allerdings die mögliche Überschätzung des Maximalpulses bei jungen Menschen und die Unterschätzung bei betagten Personen.

 

Um diesen Defiziten zu begegnen gibt es Alternative Faustformel: 208 – 0,7x Lebensalter

 

Weder die erste noch die alternative Formel sind die Lösung, denn sie liefern lediglich einen Schätzwert. Denn die hoch individuellen Einflussgrößen werden ignoriert.

 

Wer mit dem Training beginnt, sollte auf keinen Fall übertreiben und den Körper nicht überfordern. Es wird sich lohnen erst kleine Brötchen zu backen. Denn es hilft Ihnen und Ihrer sportlichen Motivation nicht, wenn Sie durch gesundheitliche Probleme (Verletzungen usw.) wieder ausgebremst werden.

 

Wer es ganz genau wissen möchte hat bei einigen Ärzten den Maximalpuls über eine ergometrische Untersuchung bestimmen zu lassen. In einigen Fällen zählt dies zu den Vorsorgeroutinen.

Pulsuhr

Einige Athleten gestalten ihr Training nur noch in Kombination mit einer Pulsuhr um die Trainingsintensität gezielt steuern zu können.

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Warum ist der Ruhepuls bei Athleten denn so niedrig?

Das Herz ist ein Muskel, wie jeder andere Muskel kann auch das Herz trainiert werden. Insbesondere bei Ausdauersportlern kann das Herz über ein erhöhter Schlagvolumen verfügen. Es kann also pro Schlag mehr Blut in den Blutkreislauf pumpen. Daher benötigt es auch länger um gefüllt zu werden und schlägt demnach langsamer.

 

Der Vorteil eines niedrigen Ruhepulses ist die Verlängerung der Diastole. Es bleibt mehr Zeit für die Füllung der Koronararterien des Herzens und für die Füllung der Herzkammern.

     Wichtig:

  • Faustformeln liefern nur eine grobe Schätzung des Maximalpulses
  • Beim Trainingsstart NICHT überfordern (Gesundheit, Verletzung und Motivation)
  • regelmäßiger Ausdauersport wirkt positiv auf den Körper
  • In der Regel senkt Ausdauersport den Ruhepuls (Stichwort Sportlerherz)

Wie hängen Blutdruck und Puls zusammen?

Blutdruck und Puls sind Indikatoren für die Funktion von Herz und Kreislauf.

Diese beiden Variablen sind verantwortlich für die Blutversorgung im gesamten Körper. Allerdings unterliegen sie anderen Steuerungsmechanismen.

 

Zum Beispiel ist es möglich einen hoher Puls bei niedrigem Blutdruck zu haben. Das könnte ein Hinweis auf einen Mangel an Flüssigkeit oder Nährstoffen sein. Der Körper versucht durch eine erhöhte Herzfrequenz das Defizit an Sauerstoff und Nährstoffen auszugleichen.

 

Genauso wäre aber auch die umgekehrte Konstellation möglich. Ein zu niedriger Puls bei erhöhtem Blutdruck kann viele verschiedene Ursachen haben. Wenn es nur kurzfristig in Erscheinung tritt und es eine Ausnahme bleibt, dann war es vermutlich nur eine vom Körper gesteuerte Regulation.

 

Wenn allerdings auffallend häufig zu hohe oder zu niedrige Werte bei Puls oder Blutdruck gemessen werden, dann ist es eine gute Idee das mit einem Arzt abzusprechen.

Zu niedrige Pulswerte

Bei Werten von unter 40 Schlägen in der Minute spricht man von der Bradykardie.

 

Mögliche Ursachen für zu niedrige Pulswerte sind:

  • Betablocker oder Calciumantagonisten (Mittel zur Blutdrucksenkung)

  • Sick-Sinus-Syndrom (Sinusbradykardie) – Der Sinusknoten sendet zu selten Impulse, dadurch verlangsamt sich die Herzfrequenz. Es können Symptome wie Schwindel, Müdigkeit oder sogar Ohnmacht auftreten. Teilweise wechseln sich beim Sick–Sinus–Syndrom ein langsamer und ein schneller Herzschlag ab.

  • Schilddrüsenunterfunktion

  • Typhus und Gelbfieber

  • arterielle Verschlußkrankheit

Welcher Puls ist gefährlich? (zu hohe Pulswerte)

Zur Erinnerung, bei Werten von über 100 wird medizinisch von einer Tachykardie gesprochen, gemeint ist das Herzrasen.

 

Die Frage ist nicht eindeutig zu beantworten. Da die Frage in verschiedenen Situationen gestellt werden kann.

 

Ich möchte an dieser Stelle eine Studie von Dr. Florian Custodis erwähnen: (Hohe Ruheherzfrequenz steigert Herzinfarkt – und Sterblichkeitsrisiko)

In dieser Studie wurden 4.318 Personen durchschnittlich über ca. 9 Jahre beobachtet. Die Erkenntnisse waren, dass Menschen mit einem Ruhepuls von über 70, eine fast 60% erhöhte Gesamtsterblichkeit und eine fast um 90% erhöhtes Herzinfarktrisiko aufwiesen.

Aus welchem Grund der Puls so einen massiven Einfluss hat, wird da nicht genannt.

 

Mit anderen Worten, bereits ein Puls über 70 ist langfristig gefährlich.

 

 

Aber die Frage kann natürlich auch bedeuten, welcher kurzfristige Wert ist gefährlich?

 

An dieser Stelle treffen wir wieder auf die Gedankengänge mit der Faustformeln bzw der Ermittlung der individuellen Trainingsbelastung. (weiter oben)