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Die Ursachen und Risikofaktoren für Bluthochdruck / Hypertonie

Sie dürfen gespannt sein auf die Antworten zu Fragen wie z.B. diese:

  • Wie trägt beeinflusst mein Lebensstil positiv oder negativ den Bluthochdruck?
    • z.B. Wieso hat Übergewicht so großen Einfluss?
    • Wieso kann weniger Salz helfen?
  • Was sind innere Ursachen?
  • Welche Faktoren kann ich beeinflussen und welche nicht?
  • und vieles mehr ….

Ursachen und Risikofaktoren?

Ja, im Fall der Hypertonie gibt es eine Vielzahl von Ursachen und eine Menge an Risikofaktoren. Je nachdem woher der erhöhte Blutdruck kommt unterscheidet man zwei Formen von Bluthochdruck.

 

Während die primäre Hypertonie keine direkten Ursachen erkennen lässt gelten hier u.A. Risikofaktoren als wichtiger Baustein.

 

Die andere Form ist die sekundäre Hypertonie, hier ist der Bluthochdruck die Folge einer Krankheit oder einer anderen Ursache.

 

Bevor wir die Risikofaktoren genauer betrachten klassifizieren wir die bekannten Einflussfaktoren zuerst in Lebensstilfaktoren und Innere Ursachen. (Aufteilung in Anlehnung an die deutsche Herzstiftung)

Klassifizierung primäre und sekundäre Hypertonie
Klassifizierung primäre und sekundäre Hypertonie nach Lebensstil und Innere Ursachen bzw. Faktoren

primäre Hypertonie

wird auch genannt: (essentielle/genuine oder auch idiopathische Hypertonie)

 

In Etwa 80 – 90 % der Patienten leiden an der primären Hypertonie. Die Werte schwanken je nach Quelle von 80 bis 90%, am häufigsten wird der primären Hypertonie allerdings eine 90% Quote zugesprochen. Mit anderen Worten, 9 von 10 Patienten erfahren keine genauen Ursachen für Ihren erhöhten Blutdruck.

Doch wir müssen uns unserem Schicksal nicht hilflos ergeben, sondern können uns aktiv für einen positiven Lebenswandel entscheiden. Sowohl präventiv als auch mit der Diagnose.

Natürlich können wir einige Faktoren nicht beeinflussen, andere hingegen liegen in unseren Händen.

Faktoren Bluthochdruck / Hypertonie
Beeinflussbare und nicht beeinflussbare Risikofaktoren auf die primäre Hypertonie (Bluthochdruck)

Risikofaktoren im Detail:

Übergewicht (stammbetonte Adipositas)

Von Übergewicht spricht man wenn der BMI über 25 liegt, liegt er sogar über 30 wird der Begriff adipös verwendet. 3 von 4 adipöse Menschen haben mit erhöhtem Blutdruck zu kämpfen. Hier wird der Zusammenhang also schnell sichtbar.

 

In der Intersalt Study (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2810326) wurde nachgewiesen, dass eine Gewichtszunahme von 10 kg den Blutdruck systolisch um 3 mmHG und diastolisch um 2,3 mmHG erhöht. Hierbei handelt es sich natürlich um Durchschnittswerte, jeder Mensch reagiert individuell auf die Risikofaktoren.

BMI Tabelle
BMI zur Einordnung in Kategorien (Untergewicht bis Adipositas Grad III)

Aber warum erhöht Übergewicht den Blutdruck?

Eine gute Frage…also es ist so:

 

Unser Herz produziert den Botenstoff ANP (atriales natriuretisches Peptid). Dieses Hormon wird immer dann hergestellt, wenn die Zellen der rechten Herzvorhofwand gedehnt werden.

In der Regel muss dafür das Blutvolumen erhöht sein. Sobald das Hormon freigesetzt wird, werden drei Mechanismen ausgelöst:

  • das Durstgefühl wird gehemmt

  • die glatte Muskulatur der Gefäße wird entspannt (Gefäße weiten sich und schaffen mehr Platz für das Blut)

  • und die Ausscheidung von Harn wird erhöht

 

Dieses Hormon ist daher ein wichtiger Faktor gegen Bluthochdruck. Die Wissenschaftler haben bei ihrer Forschung allerdings entdeckt, dass Insulin das ANP verdrängt.

 

Grundsätzlich wird Insulin ausgeschüttet damit unsere Zellen die Zuckermoleküle aus dem Blut aufnehmen können. Das ist auch gut so, denn so gelangen unsere Zellen an den Brennstoff den sie benötigen. Bei Übergewicht durch „schlechte“ Ernährung kann eine Insulinresistenz entstehen. Das bedeutet die Zellen sprechen nicht mehr so gut auf das Insulin an. Das veranlasst die Bauchspeicheldrüse noch mehr Insulin zu produzieren. Das wiederum erhöht den Insulinspiegel.

Insulin sorgt dafür, dass im Fettgewebe viele ANP-Abbau-Rezeptoren bereit gestellt werden. Wenn es nun viele dieser Abbau-Rezeptoren gibt, werden das ANP auch relativ schnell aus dem Blut aufgenommen. Das bedeutet, das ANP wird abgebaut bevor es die gewünschte Wirkung entfalten kann.

 

Vgl Studie: https://academic.oup.com/jcem/article/97/5/E731/2536565

 

 

Exkurs:

Insulinresistenz: Wenn eine Insulinresistenz vorliegt ist die nächste Stufe der Diabetes Typ II. Es gibt also direkt noch einen Grund das Gewicht zu reduzieren.

Zusätzliche Information:

  • Der Gegenspieler des ANP ist das RAAS (Renin-Angiotension-Aldosteron-System)

  • Dem Hormon Leptin (Sättigungshormon) wird eine ähnliche Wirkung zugeschrieben, hierzu habe ich allerdings bisher keine Studie finden können.

Ernährung, Salzkonsum und Alkohol

Die pauschale und kurze Antwort: Es ist wichtig sich gesund und ausgewogen zu ernähren!

Salzkonsum reduzieren

Beim Salzkonsum reagiert jeder Körper individuell. Während manche scheinbar immun sind, reagieren andere sehr sensibel auf zu viel Salz.

Aber Grundsätzlich gilt: Je mehr Salz, desto höher der Blutdruck.

 

Die Empfehlung liegt hier bei maximal 6 Gramm Salz am Tag. Wenn wir allerdings auf Fertiggerichte und andere bereits stark verarbeitete Lebensmittel zugreifen, dann sind diese 6 Gramm sehr schnell überschritten. Bei einer gesunden Ernährung darf gern auf unverarbeitete und natürliche Lebensmittel gesetzt werden.

 

Übrigens: Es bietet sich hier auch an auf Obst und Gemüse zu setzen, denn diese Lebensmittel bringen häufig Kalium mit. Kalium ist bekannt als der natürliche Gegenspieler von Salz, da es die Ausscheidung von Wasser und Salz erhöht.

 

Fette in der Ernährung

Da Fett die größte Energiedichte aufweist, wird an vielen Stellen dazu geraten möglichst umfassend auf Fett zu verzichten.

Ganz klares: JEIN!

 

Es ist wichtig zu beachten, dass unser Körper eine Art der Fette benötigt, um richtig funktionieren zu können. Ungesättigte Fettsäuren sind der Schlüssel, diese finden wir in der Regel in pflanzlichen Produkten (z.B. in Nüssen) und Fisch. Hingegen sind gesättigte Fettsäuren eher in tierischen Produkten vorhanden.

Ballaststoffe

Diese Stoffe „belasten“ unsere Verdauung, liefern allerdings keine Energie. Ballaststoffe sind häufig in Obst, Gemüse und Vollkornprodukten enthalten. Sie sind insgesamt für unserer Ernährung ratsam.

Alkohol

Hier macht die Menge die Musik. Geringe Mengen Alkohol können noch beruhigend auf den Blutdruck wirken. Diese Grenze wird allerdings relativ schnell überschritten und dann geht es direkt aufwärts mit dem Blutdruck.

 

Wie der Alkohol genau auf den Alkohol wirkt ist noch nicht final erforscht. Aber vermutlich sind wir alle mit der Herzfrequenz steigernden Wirkung und mit den roten Köpfen beim Alkoholkonsum vertraut. Das sind alles Zeichen für steigenden Blutdruck.

 

Langfristig laufen wir Gefahr, bei hohem Alkoholkonsum, zusätzliches Gewicht anzusammeln. Was auch, wie oben beschrieben, kontraproduktiv ist.

Es finden sich in der Literatur folgende Grenzwerte:

  • Männer – 30 Gramm Alkohol pro Tag
  • Frauen – 20 Gramm Alkohol pro Tag

 

Allerdings ist es auch durchaus vernünftig, umfangreich auf Alkohol zu verzichten. (am besten kein Alkohol!)

Insbesondere wenn man dazu neigt bei Alkoholkonsum auch zu Rauchen.

 

Ein elementarer Punkt bei der Ernährung ist: Kalorienverbrauch >= Kalorienaufnahme

Denn wenn wir mehr Kalorien verbrauchen als wir uns zuführen, verlieren wir automatisch an Gewicht. Einer der besten Wege dieses Ziel zu erreichen, ist Bewegung bzw. Sport.

Bewegung / Sport

Hier geht es nicht um Höchstleistungen, sondern darum sich zu bewegen. Sanfter Ausdauersport der sie nicht überlastet ist der richtige Weg. Es geht darum Belastungsspitzen und damit einhergehende Blutdruckspitzen zu vermeiden. Selbst ein Spaziergang oder auch Treppensteigen können bereits hilfreich sein.

 

Das Thema wird unter „Blutdruck senken“ noch intensiver beleuchtet.

Rauchen

Mit dem Rauch inhalieren wir das Nikotin. Angeheizt durch das Nikotin versetzt das Nervensystem versetzt unseren Körper in einen Alarmzustand. Das bedeutet die Herzfrequenz steigt und die Gefäße verengen sich. Die logische Konsequenz ist ein steigender Blutdruck.

Stress

Stress ist ein massiver Blutdrucktreiber.

In erster Linie ist Stress eine Belastung für den Körper, aus diesem Grund versucht der Körper sich selbst mit mehr Energie zu versorgen. Hierzu werden Hormone wie Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet.

Unser Körper pusht sich selber zu einer höheren Leistungsbereitschaft. Zum Beispiel werden Schmerzempfinden und Verdauung gehemmt. Glukose wird in den Blutkreislauf abgegeben, der Blutzuckerspiegel steigt. Insulin wird ausgeschüttet, damit die Glukose in die Zellen gelangen kann. Durch das Insulin bekommen wir anschließend Hunger.

Deswegen neigen wir unter Stress auch zum Essen, teilweise auch zum ungesunden Essen.

Stichwort: Heißhunger

 

Fazit zu den Risikofaktoren

Die Risikofaktoren können in den seltensten Fällen isoliert betrachtet werden. Häufig stehen sie in Wechselwirkung zueinander oder begünstigen sich. Daher ist es ratsam, insgesamt ein gesünderen Lebensstil anzunehmen.

Ok, die Risikofaktoren sind nun klar und ich habe eine grobe Idee was ich tun kann.

Aber was kann ich nun konkret gegen Bluthochdruck tun?

 

→ a) einen gesunden Lebensstil führen

 

→ a1) den Blutdruck natürlich senken (Sport, Bewegung, Aktivität)

 

→ a2) „Man ist was man ißt“ – Welche Lebensmittel sind gut bei Bluthochdruck und wie sollte die Ernährung insgesamt aussehen?

 

→ b) den eigenen Blutdruck regelmäßig überprüfen, dafür testen wir die Qualität der Blutdruckmessgeräte

Sekundäre Hypertonie

Ungefähr 10 – 20 % der Patienten leiden an einer sekundären Hypertonie. Ein bisschen genauer als in der obigen Übersicht, können die Auslöser folgendermaßen unterteilt werden:

  • kardiovaskulär (z.B. als Folge der Aortensklerose)

  • endokrin (z.B. als Folge einer Hyperthyreose)

  • neurogen (z.B. als Folge einer chronischen Erkrankung des Nervensystems, wie Enzephalitis)

  • renal

    • renovaskulär (z.B. als Folge der Verengung der Arteria renalis)

    • renoparenchymal (z.B. als Folge einer Schwangerschaftsnephropathie)

 

Eine stark medizinisch formulierte Liste zum Thema sekundäre Hypertonie finden Sie in den Ausführungen von Dr. Gerd Herold zum Thema „Innere Medizin“. (http://www.herold-innere-medizin.de/pdf/Arterielle_Hypertonie.pdf)